Es ist zwischen Unternehmens-Netzwerken im Sinne der IEEKN und kommunalen Netzwerken im Sinne der Kommunalrichtlinie zu unterscheiden
Die Netzwerk-Idee
Trotz langfristig steigender Energiepreise lassen viele Unternehmen hoch rentable Energieeffizienz-Potentiale liegen. Dabei könnten sie Preissteigerungen für Strom und andere Energieträger weitgehend kompensieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie stärken.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig haben die Energieverantwortlichen in Unternehmen wenig Zeit für die Suche nach Lösungen zur Senkung der Energiekosten, es fehlt ihnen der Marktüberblick und energietechnische Kenntnisse. Hinzu kommt, dass die Geschäftsleitung bisweilen andere Prioritäten hat oder Entscheidungsroutinen nutzt, die Energieeffizienzaspekte und deren Wirtschaftlichkeit nicht geeignet bewerten.
Meist sucht jeder Energieverantwortliche daher allein „seine“ Lösung. Dies bedeutet einen hohen Zeiteinsatz, hohe Lernkosten (Fehler) und zuweilen Ärger oder Geringschätzung seitens der Geschäftsleitung, wenn die Lösung nicht in gewünschtem Maße greift oder gar die Energieversorgung des Produktionsstandortes nicht perfekt funktioniert.
Der Klimawandel wird zukünftig Privatpersonen wie Unternehmen gleichermaßen herausfordern. Zum Einen müssen sich alle auf sich ändernde klimatische Bedingungen einstellen und das eigene Verhalten an höhere und extremere Temperaturen, Trockenheit, Überschwemmungen oder Windextreme anpassen. Zum Anderen gilt es die möglichen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten und das Klima möglichst gut (v.a. durch die Reduktion von Treibhausgasen) vor den negativen Auswirkungen zu schützen. Daher wird der Blick inzwischen nicht mehr nur auf den Energieverbrauch, sondern insbesondere auf die Reduktion der Treibhausgase gelegt und Lösungen zur Reduktion der THG-Emissionen gesucht.
Ein Schlüssel zu erfolgreichen Lösungen: Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke
Um das zu ändern, steht im Zentrum der Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke der regelmäßige und professionell moderierte Erfahrungsaustausch von Energie- und Klimaschutz-Verantwortlichen. Ziel ist, die vorhandenen Erfahrungen und Kenntnisse zu energieeffizienten oder klimaschonenden Lösungen miteinander zu teilen, um schnell und ohne große Fehler neue (energie-) technische Lösungen zu realisieren und die (Energie-) Kosten zu senken.
Dieser Erfahrungsaustausch in Kombination mit Betriebsbegehungen senkt die Such- und Entscheidungskosten und reduziert Fehler. Außerdem kann die Geschäftsleitung über das jährliche Monitoring den Beitrag der Energieeffizienz zur Produktionskosten-Senkung und zum Jahresgewinn sowie den unternehmerischen Einfluss von Klimaschutz-Maßnahmen realisieren.
Verschiedene Träger und Organisationen bieten in Deutschland Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke an. Bei den Unternehmens-Netzwerken unterscheidet die Praxis häufig zwischen Netzwerken für mittlere und große Unternehmen mit jährlichen Energiekosten von mehr als 0,5 Millionen Euro und kleineren Unternehmen unter 0,5 Millionen Euro. Zudem wird häufig zwischen Unternehmen mit großem Einfluss auf die eigene THG-Bilanz und Unternehmen mit geringerem Einfluss auf die eigene THG-Bilanz sowie den Einflüssen auf die vorgelagerte und nachgelagerte Wertschöpfungskette unterschieden.).
Wie funktioniert ein Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerk?
- Suchen Sie einen Träger, der Sie in ein sich gründendes Netzwerk integriert.
- Nach der Gründung eines Netzwerks mit Energiefokus mit Ihnen, starten Sie mit einem Initial-Energieaudit, wenn Sie in den letzten Jahren noch keines durchgeführt haben. Die initiale Datenerfassung in Kombination mit einer ersten energietechnischen Beratung soll für ein offizielles Audit nach DIN EN 16247 oder eine Zertifizierung nach ISO 50001 sowie einen Antrag zum Spitzenausgleich genutzt werden können. .
- Nach der Gründung eines Netzwerks mit Klimaschutz-Fokus mit Ihnen, starten Sie mit einem Initial-Beratungsgespräch zur Ermittlung der Systemgrenzen der THG-Bilanz sowie einer Wesentlichkeitsanalyse zur Ermittlung der wesentlichen THG-Einflussgrößen.
- Sie treffen sich dann meist 3 bis 4 Mal pro Jahr mit den Energie- und/oder Klimaschutz-Verantwortlichen aus Ihrem Netzwerk zu einem professionell vorbereiteten und moderierten Treffen mit Erfahrungsaustausch untereinander sowie Betriebsbegehung bei einem der Netzwerkteilnehmer. Anmerkung: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Jahresenergiekosten unter 0,5 Millionen Euro treffen Sie sich in der Regel etwa zweimal pro Jahr. Ebenso Netzwerke mit Unternehmen, deren Einfluss auf die eigene und vor- bzw. nachgelagerte THG-Bilanz geringer eingeschätzt wird.
- Im Laufe des ersten Jahres setzen Sie sich als Unternehmen ein individuelles Energieeinspar- und THG-Reduktionsziel, das der (energie-) technische Berater mit allen Zielsetzungen aller Netzwerkteilnehmer kumuliert und ein gemeinsames Netzwerkziel formuliert. Das spornt an und weckt den sportlichen Ehrgeiz, die Ziele zu erreichen oder zu übertreffen.
- Während der meist zwei bis vierjährigen Netzwerkdauer erhalten Sie auf Wunsch jährlich ein Monitoring Ihres (energie-) technischen Fortschritts anhand eines Monitoring-Tools in Zusammenarbeit mit ihrem (energie-) technischen Berater.
- Zum Abschluss eines Netzwerks wird ein Monitoring durchgeführt, das die Zielsetzung mit den geplanten und umgesetzten Maßnahmen abgleicht und somit den Erfolg eines Netzwerks dokumentiert.
- Sie können die erzielten Effizienz-Gewinne und THG-Emissionsminderungen als einzelnes Unternehmen oder die Netzwerkergebnisse gegenüber Ihren Mitarbeitern, Ihren Kunden oder der Öffentlichkeit kommunizieren.
- Oftmals wird die Netzwerkarbeit in unveränderter Runde fortgeschrieben und in eine weitere Netzwerkrunde übergeleitet. Oftmals berichten Netzwerkteilnehmer: „Wer einmal dabei war, bleibt!“. In einigen Fällen treten auch neue Unternehmen in die Netzwerke ein. Dies bereichert sehr und ermöglicht mit jeder neuen Netzwerkrunde die Erfahrungen mit weiteren Energie- und Klimaschutz-Verantwortlichen zu teilen und von den Erfahrungen weiterer Unternehmen zu profitieren.
Welchen Nutzen hat die Netzwerk-Teilnahme?
Eine erste Studie hat die Effizienz-Potentiale und die Performance von 366 teilnehmenden Unternehmen in 30 Pilot-Netzwerken während drei bis vier Jahren ausgewertet und kam zu folgenden Ergebnissen:
- Die teilnehmenden Betriebe verdoppelten ihren Energieeffizienz-Fortschritt mit durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr gegenüber den Nichtteilnehmern.
- Die jährlichen Energiekosteneinsparungen lagen bei diesen Netzwerken im Durchschnitt bei 180.000 Euro pro Jahr nach vier Jahren Netzwerkarbeit. Die CO2-Emissionen verminderten sich um rund 1.000 Tonnen pro Jahr.
- Jedes Unternehmen konnte rund 10 wirtschaftliche Maßnahmen ausarbeiten, die das Initial-Energieaudit mit einer durchschnittlichen internen Verzinsung von 30 Prozent kalkulierte.
- Während 100 Maßnahmen umgesetzt wurden, entstanden zeitgleich weitere 60 neue Ideen zur Energieeffizienz, die das Energieaudit zu Beginn nicht ergeben hatte.
- Der Fokus auf Energieeffizienz und Energiekosten-Senkung bleibt mindestens für die Dauer der Teilnahme in einem Energieeffizienz-Netzwerk auf der Tagesordnung und hat damit die Chance, auf allen Ebenen des Betriebs bzw. der Verwaltung verinnerlicht zu werden
Kommunale Netzwerke
Mehr als zwei Drittel des Energiebedarfs im öffentlichen Sektor entstehen in den rund 12.000 Städten, Gemeinden und Landkreisen in Deutschland. Diese bieten hohe Energieeinsparpotentiale und CO2-Minderungsmöglichkeiten. Deshalb hatte die Bundesregierung zum 1. Januar 2015 ein Förderprogramm für regionale Energieeffizienz- und Ressourceneffizienz-Netzwerke für Kommunen gestartet, das so erfolgreich war, das es zum 1. Januar 2019 in die Kommunalrichtiline übernommen wurde. Inzwischen wurden die Förderbedingungen überarbeitet und nachgeschärft und es erfolgte zum 01.01.2022 eine Novellierung. Die Förderrichtlinie gilt aktuelle noch bis zum 31. Dezember 2027.
Unterstützt werden zwei Phasen kommunaler Netzwerke:
- Gründung und Aufbau kommunaler Netzwerke
- Netzwerkphase und Betrieb kommunaler
Netzwerkteilnehmer: An einem kommunalen Netzwerk können neben Kommunen auch kommunale Betriebe mit min. 25% kommunaler Beteiligung, öffentliche, gemeinnützige und religionsgemeinschaftliche Träger, im Status der Gemeinnützigkeit stehende eingetragene Vereine sowie Religionsgemeinschaften (Details hierzu sind in der aktuellen Fassung der Kommunalrichtlinie geregelt) teilnehmen.
Auch privatwirtschaftliche Unternehmen können unter Umständen an einem kommunalen Netzwerk teilnehmen, solange ein kommunaler Zusammenhang begründet ist.
Netzwerkthemen: Ein Netzwerk wird zu einem thematisch abgrenzbaren, kommunalen Handlungsfeld gegründet. Dies können sämtliche Themen rund um den kommunalen Klimaschutz sein, hier insbesondere Energieeffizienz, Ressourceneffizienz und klimafreundliche Mobilität (nicht abgeschlossene Liste)
Seit 2015 sind etwa 100 kommunale Netzwerke operativ tätig (gewesen) – und es werden mehr
Das Förderprogramm der kommunalen Netzwerke, das im Januar 2015 beim BAFA startete, ist nach einigen Jahren sehr lebendig unterwegs und wird kontinuierlich weiterentwickelt und ist inzwischen als fester Baustein in der Kommunalrichtlinie verankert (Stand April 2023):
- 54 Netzwerke aus praktisch allen Regionen Deutschlands durchliefen oder befinden sich noch in der Förderphase des BAFA. Die Evaluierung der Netzwerke wurde im Jahr 2021 durchgeführt (nicht alle Projekte wurden hierin evaluiert). In Summe lässt sich aus dem Bericht eine netto THG-Minderung von 1,12 Mio. t/a durch die Netzwerktätigkeit bewerten und damit einer Fördereffizienz von etwa 9 kg THG / € Fördermittel.
- 46 kommunale Netzwerke (Stand: 04.2022) wurden über die Kommunalrichtlinie (seit 2019) bereits gegründet, d.h. sie befinden sich in der geförderten Netzwerk-Phase oder haben ihre drei Jahre schon beendet. Die Zahl der teilnehmenden Städte, Kommunen, Gemeinden und weiterer Akteure in einem Netzwerk variiert zwischen 6 und 16 und summiert sich auf über 480 beteiligte Institutionen gesamt.
- Besondere Netzwerk-Konstellationen sind unter anderem folgende: „Netzwerk der Häfen in Schleswig-Holstein“, „Städtenetzwerk klimaschonende Entscheidungen“, „ökumenisches Mobilitätsnetzwerk“, „Netzwerk für nachhaltige Beschaffung und nachhaltige Liegenschaften“, „Solaroffensive 2.0“,
Zu wünschen wäre den oft schmalen Gemeindekassen und dem Klima, dass die große Nachfrage weiter anhält. Nach Auskunft des Bundeministeriums für Umwelt stehen genug Fördermittel zur Verfügung, und es gibt genug Antragskonstellationen für über 100 weitere kommunale Netzwerke.